„Know before you go“
Basics für alle Felsneulinge, die den Umstieg von der Kletterhalle zum Klettern am Fels wagen wollen, von SAAC-Bergführer & Tiroler Sportkletterlehrer Gerhard Mössmer: Er ist Bergführer aus Leidenschaft und genießt es, draußen mit Menschen unterwegs zu sein und viele unvergessliche Momente mit seinen Gästen zu teilen. Wenn er es sich aussuchen kann, ist er besonders gerne am Fels unterwegs. Im zweiteiligen Interview mit dem SAAC erklärt er die Unterschiede zur Halle und gibt Tipps zum Klettern am Fels.

Warum eigentlich klettern am Fels anstatt in der Halle?
Gerhard Mössmer: Ganz einfach: das Naturerlebnis spielt sicher die wichtigste Rolle! Warum in der staubigen Halle Routen spulen, wenn man sich an der frischen Luft an natürlichen Strukturen bewegen kann? Natürlich geht es auch um das Gesamterlebnis eines Klettertages mit Zu- /Abstieg, dem Entdecken von neuen Gebieten und der Verbundenheit mit der Natur. Die natürlichen Strukturen des Felsens sind spannend und bieten mit den verschiedenen Gesteinsarten (Kalk, Gneis, Granit, Sandstein etc.) eine unendliche Vielfalt.

Was ist eigentlich ein Klettergarten?
Gerhard Mössmer: Ein Klettergarten ist ein Felsriegel, der mit Sicherungspunkten (Bohrhaken) in regelmäßigen Abständen sowie Umlenkpunkten am Top eingerichtet ist. Somit kommt man immer auf den Boden zurück. Jene Routen nennt man Einseillängen bzw. Baseclimbs. In einem Klettergarten findet man verschiedene Routen, die beschrieben und bewertet sind und somit Orientierung in der Routenwahl bieten. Klettergärten werden vom Erhalter eingerichtet und gewartet, um Sicherheitsstandards zu gewährleisten. Dennoch muss man im Gegensatz zur Kletterhalle mit alpinen Gefahren wie Steinschlag (ev. auch im Zustieg) rechnen.

Was sind die Unterschiede zwischen dem Klettern am Fels und in der Halle? Gibt es Unterschiede bei der Orientierung und den Techniken am Fels?
Gerhard Mössmer: Für Klettergärten ist ein sogenanntes Topo notwendig, in dem Routen nach Schwierigkeit und Länge beschrieben sind. So findet man immer die für einen passende Route. Der Rückzug aus einer Route ist im Klettergarten schwieriger als in der Halle, da nicht unzählige viele andere Griffe anderer Routen vorhanden sind, die man nutzen kann. Die Klettertechnik an sich ist ähnlich wie in der Halle. Jedoch ist der Fels schwieriger zu „lesen“. Die Lösungen sind nicht immer offensichtlich, da es natürlich keine farbige Orientierung wie in der Kletterhalle gibt. Der Durchstieg einer Route beim ersten Versuch (= Onsight-Klettern) ist draußen natürlich auch um einiges schwieriger aufgrund der oben genannten Unterschiede. Mit der Zeit entwickelt man aber ein Gefühl für den Fels und ist schneller im Lösungenfinden.
Im nächsten Teil geht es dann weiter mit konkreten Tipps, die man vor einem Besuch im Klettergarten berücksichtigen sollte. Stay tuned!