Jakob Mitterhuber im Stubaital 4. Zwerg. Foto: Tjitte Stolk
Jakob Mitterhuber im Stubaital 4. Zwerg. Foto: Tjitte Stolk

Eisklettern in Tirol: Zwei Hobby-Eiskletterer im Interview

Neben Skitourengehen und Sportklettern zählt seit einiger Zeit auch das Eisklettern zu den gemeinsamen Hobbys der aus Berchtesgaden und Salzburg stammenden, aber in Tirol lebenden Freunde Maximilian Gschaider (31) und Jakob Mitterhuber (31). Gemeinsam machten sie ihre ersten Eiskletter-Erfahrungen und sind seither regelmäßig an den gefrorenen Wasserfällen Tirols anzutreffen. Wir haben die beiden zum Interview getroffen.

Jakob Mitterhuber im Stubaital 4. Zwerg. Foto: Tjitte Stolk
Jakob Mitterhuber im Stubaital 4. Zwerg. Foto: Tjitte Stolk

Climbers Paradise: Wie und wann kam es bei euch dazu, das Eisklettern für euch zu entdecken?

Jakob: „Das Interesse am Eisklettern ist vor allem durch alpine Skitouren gewachsen, bei denen oft auch eisige Hindernisse zu überwinden sind. Der Umgang mit dem Werkzeug beim Eisklettern bringt auch Sicherheit für alpine Skitouren (neben dem Spaß natürlich). Zu Beginn kletterten wir in anfängerfreundlichen Gebieten, wo die schwierigste Tour etwa im Grad 3 lag. Die Standplätze waren hier auch schon gebohrt”.

Max: „Das war vor etwa drei Jahren am Kühtaibacherl-Eisfall. Hier sind wir zum ersten Mal gemeinsam im Eis geklettert. Wir haben auf unsere alpinen Kenntnisse und Erfahrungen vertraut und sind einfach drauflos geklettert. Allerdings waren wir durch das gemeinsame Klettern und die Touren schon ein eingespieltes Team, das hat natürlich geholfen.“

INFO: Einen weiteren anfängerfreundlichen Spot im Sellrain findest du hier!

Jakob Mitterhuber im Stubaital 4. Zwerg. Foto: Tjitte Stolk
Jakob Mitterhuber beim drehen einer Eisschraube im Stubaital 4. Zwerg. Foto: Tjitte Stolk

Wie ist eure letzte Saison verlaufen?

Jakob: „Letztes Jahr hatte ich schon einige Eisklettertage, aber wir mussten oft nach „gutem Eis“ suchen. Mit Max war ich zum Beispiel am Klaushoffall im Zillertal und am Rumpelstilzchen-Eisfall im Sellrain”.

Max: „Rumpelstilzchen (Sellrain) hat richtig Spaß gemacht. Bei diesem Spot muss man sich selbst absichern und auch mit den Eisgeräten im Fels zurechtkommen, da es sich um eine Mixedroute (Eis- und Felsabschnitte) handelt. Hier kann man viel lernen, weil man auch die richtigen Stellen für verlässliche Sicherungen selbst suchen muss.

Im Zillergrund am Klaushoffall waren die Verhältnisse zwar gut, aber es war eine andere Seilschaft vor uns und es gab immer wieder Eisschlag, dem wir aber gut ausweichen konnten. Gegen Ende wurde die Tour auch ziemlich steil und wir haben nicht die optimale Route gewählt. Alles in allem eine abenteuerliche und ziemlich anstrengende Tour.“

Der Klaushoffall im Zillertal
Der Klaushoffall im Zillertal.

Welcher Eiskletter-Spot der auf CLIMBERS PARADISE gelisteten Eiskletterfällen gefällt euch besonders gut?

Jakob: „Neulich besuchte ich zum ersten Mal die Renkfälle im Kaunertal. Mir persönlich taugt der Spot sehr gut, weil man viele steile und vor allem lange Klettereien findet. Die Schwierigkeitsgrade beginnen bei Grad WI 5, es ist also (zumindest für mich) eher ein anspruchsvoller Spot. Die Eisfälle liegen auf 2000 m und sind circa 180 m lang.”

Max: „Das Pitztal ist für mich ein klassisches Eisklettergebiet, was mir gut gefällt. Man findet dort extrem viele verschiedene Spots, die Bedingungen sind oftmals gut.”

Max Gschaider am Klockelfall im Pitztal. Foto: Lukas Jostl
Max Gschaider am Klockelfall im Pitztal. Foto: Lukas Jostl

Bei welchem Schwierigkeitsgrad fühlt ihr euch wohl? Welchen Grad klettert ihr maximal?

Max: „Man sollte sich lediglich an den angegebenen Schwierigkeitsgraden orientieren, da das erforderliche Kletterniveau sehr stark von den aktuellen Eisverhältnissen abhängt. Manchmal ist z.B. ein angegebener Grad 3 viel schwieriger, als man es vom Richtwert her erwarten würde. Generell klettere ich am liebsten im 4. Schwierigkeitsgrad, bei 5 komme ich schon an meine Grenzen.“

Jakob: „Gute Frage, wie Max schon sagte, ist das von Spot zu Spot je nach den natürlichen Bedingungen unterschiedlich. Am anspruchsvollsten ist für mich im Eis circa der Grad WI 5. Im Endeffekt gilt es, die eigene Line zu bewerten, weil man sehr viel Spielraum hat und es oft verschiedene Möglichkeiten gibt, eine Route zu klettern.”

Max Gschaider am Klockelfall im Pitztal. Foto: Lukas Jostl
Max Gschaider am Klockelfall im Pitztal. Foto: Lukas Jostl

Gab es gefährliche Situationen in der aktuellen Saison?

Max: „Nicht direkt, aber im Valsertal mussten wir auf dem Weg zum Eisfall umdrehen, weil große Teile des Eisfalls aufgrund von Temperaturänderungen bereits zusammengebrochen waren. Wir hatten Glück, denn das hätte uns auch erwischen können.”

Jakob: „Ein paar Wochen später war ich wieder dort und hatte einen mega Tag. Man sollte beim Eisklettern (egal ob als kletternde oder sichernde Person) immer auf eine sehr gute Positionierung achten, da es leicht passieren kann, dass sich Teile des Eises oberhalb der Seilschaft lösen und herabfallen. Man muss Gefahren im Hinterkopf behalten, die nicht gerade sehr offensichtlich sind. In der aktuellen Saison gab es bis jetzt zum Glück noch keine richtig heikle Situation.”

Jakob Mitterhuber im Stubaital 4. Zwerg. Foto: Tjitte Stolk
Jakob Mitterhuber im Stubaital 4. Zwerg. Foto: Tjitte Stolk

Habt ihr Spot-Tipps für den Anfang bzw. das Ende des Winters?

Max: „Zu Beginn des Winters kann ich den im Pitztal liegenden Eispark in der  Taschachschlucht empfehlen. Es handelt sich um einen künstlich bewässerten Spot, dessen Umgebungstemperaturen auch zu Beginn der kalten Jahreszeit sehr niedrig sind.

Im Ötztal (Oberried) gibt es sogar die Möglichkeit, nachts in einem künstlich bewässerten und mit Scheinwerfern beleuchteten Eisfall zu klettern. Perfekt für den Winteranfang, denn es wird früh dunkel.

Jakob: „Steigen die Temperaturen gegen Ende der Saison, sollte man sich nach höher gelegenen und somit eisigeren Spots umsehen (zum Beispiel Pitztal und Kaunertal).“