Mehrseillängen in der Region Achensee, Foto: Achensee Tourismus | Climbers Paradise
Mehrseillängen in der Region Achensee, Foto: Achensee Tourismus

Kurze Mehrseillängen für mehr Klettervergnügen

Gerade im Frühjahr, wenn die Ausdauer nach einem langen Kletterhallen-Winter noch wenig ausgeprägt ist, sind kurze Mehrseillängen der perfekte Einstieg für lange, kräftezehrende Alpinrouten im Hochsommer.

Bye, bye Plastikgriffe – Servus Fels!

Klettern im Rofangebirge, Foto: Achensee Tourismus | Climbers Paradise
Klettern im Rofangebirge, Foto: Achensee Tourismus

Was des Skifahrers Freud, war des Kletterers Leid: der Winter 2018/19. Ab Januar Schnee, Schnee, Schnee. Im März Schnee, im April immer noch Schnee und weil es nicht genug war, im Mai wieder. Während die einen  freudig ihre bevorzugte Frühlingsfarbe „weiß“  in den sozialen Medien posteten, setzten die anderen Tulpen in Vasen in Szene, verbunden mit der Frage, wann man endlich wieder über Blumenwiesen zum Fels laufen kann … Aber dann kam er, der Frühling, mit aller Macht, warmem Regen und strahlendem Sonnenschein. Die Felsen wurden trocken, die Hände feucht: Felsklettersaison.

A wie Ausdauertraining am Achensee

In der Region Achensee finden sich einige Mehrseillängenrouten, Foto: Achensee Tourismus | Climbers Paradise
In der Region Achensee finden sich einige Mehrseillängenrouten, Foto: Achensee Tourismus

Klar könnten wir  einfach viele Baseclimbs als Training für lange Alpinrouten im Sommer hintereinanderweg klettern, um die Ausdauer zu pushen, aber so ein bisschen Luft unter den Klettersohlen spüren und wieder Routine beim Wegklettern vom Stand aufbauen – das geht nur im Mehrseillängen-Modus. Gewöhnung ans Gerät nennen wir es und genießen ein paar kurze Mehrseillängen. 

Kurze Mehrseillängen (Alpines Sportklettern): Gramai

Übersichtstafel beim Klettergerbiet Gramai | Climbers Paradise
Übersichtstafel beim Klettergebiet Gramai

Klein-Kanadafeeling, kurze Zustiege und alpin anmutende Kletterei bieten die Routen im Klettergebiet Gramai. Schon allein die Anreise zum Ausgangspunkt bei der Gramaialm ist herrlich: Geht es doch moderat ansteigend von Pertisau über eine Asphaltstraße bis zum Alpengasthof Gramai im Naturpark Karwendel. Der Weg kann mit dem Rad oder dem Auto (Mautgebühr) bewältigt werden, oder – wer mag – auch zu Fuß. Vor Ort angekommen, gibt es ein großes Schild, das einen guten Überblick verschafft, welche Routen hier auf euch warten und wo sich diese befinden. Der Zustieg ist mit 10 bis 20 Minuten ab Parkplatz Gramai äußerst bequem.

„Rock it“

Einen gelungenen Start legt man beispielsweise mit der 3-Seillängen-Route „Rock it“ aufs Kletterparkett. Die erste Seillänge ist mit 35 Metern im sechsten Grad ein gelungener Einstieg, nicht zu schwer, nicht zu leicht, zumindest für uns – danach geht es 10 Meter eine 5b zum nächsten Stand. Wer mag, hängt die zweite und dritte Seillänge zusammen, was noch einmal 35-Klettermeter in Summe ergibt. Nach dem Abseilen bleibt dann noch genug Zeit für einen weiteren „Shorty“.

Tipp: Die Ausrichtung bei dieser Route ist Ost, wichtig für alle, die die warme Frühlingssonne auf dem Rücken spüren möchten.

„Gipfeltreffen im Megastore“ – Moderate Tour mit ordentlich Klettermetern

215 (!) Klettermeter verteilt auf 4 Seillängen – aber dafür sind die ersten beiden Seillängen mit 5+ moderat, in der dritten Seillänge folgt eine 5c – danach empfiehlt sich eine kurze Pause am Stand, samt Stärkung für das Grande Finale: eine 6a über 55 Meter. Jetzt habt ihr’s geschafft und könnt  ordentlich Seilmeter auf eurem persönlichen Konto gutschreiben. Wer noch nicht genug hat, schaut  auf ein paar Baseclimbs am Gramai-Wasserfall vorbei, um dann in jedem Fall mit dicken Unterarmen den Apfelstrudel auf der Sonnenterrasse der Gramai Alm voll auskosten zu können.

Der Alpengasthof Gramai bietet sich perfekt für eine kurze Auszeit an. Sprich: hinten bleiben und in der Gramai übernachten. Sobald die Tagesausflügler weg sind, kehrt Ruhe ein. Wie wäre es mal wieder mit einem Spaziergang oder Yoga auf einer der Almweiden im weichen Abendlicht bei Vogelgezwitscher und Bienengesumme?

Kurze Mehrseillängen (Alpines Sportklettern) Rofan

Mehrseillängen klettern an der Rotspitz, Foto: Achensee Tourismus | Climbers Paradise
Mehrseillängenklettern an der Rotspitz, Foto: Achensee Tourismus

2 x 2 x 2 – mach dir die Kletterwelt, wie sie dir gefällt … Was im Hochsommer fast schon zu heiß ist, ist im Frühling eine wahre Wonne: Klettern an südseitig ausgerichtetem Fels. Wenn es im Schatten schnell frisch wird und der Fels kalt ist, haben Südwände Hochkonjunktur, wie beispielsweise jene an der Rotspitz.

Rotspitz: Markanter Gipfel für alle, die gerne moderat klettern 

Wie wäre es zum Beispiel mit der Route „Alaska“? Zwei Seillängen, insgesamt 45 Meter im sechsten Grad. Na? Genau: ein Traum und danach habt ihr die Qual der Wahl:

Entweder gleich in die „Afrika“ einsteigen: zwei Seillängen im oberen siebten/unteren achten Grad, verteilt auf 70 Meter. Oder lieber noch ein bisschen moderat klettern, beispielsweise Route # 8: „Direkte Südwand“, oder Route # 13: „Die Wahnsinnskante“.

Egal, für welche Routen ihr euch entscheidet, schön sind sie alle und mit je zwei Seillängen perfekt aneinanderreihbar.

Die Achenkirchner Kletterin Maria Wirtenberger ist ein Fan der Rebitschkante an der Rotspitz-Ostwand: „Die atemberaubende Aussicht auf den See fasziniert mich immer wieder, genauso wie die Ausgesetztheit der Tour“, schwärmt Maria.

Mehrseillängentraum in der Region Achensee – von kurz und knackig bis lang und ausdauernd ist alles dabei, Foto: Achensee Tourismus | Climbers Paradise
Mehrseillängentraum in der Region Achensee – von kurz und knackig bis lang und ausdauernd ist alles dabei, Foto: Achensee Tourismus

Klobenjoch: Kurz und oho

Wer richtig zupacken möchte, ist am Klobenjoch genau richtig: Zwar gehört der Zustieg mit 75 Minuten ab Bergstation zu den längsten in der Region, aber dafür ist das Klobenjoch ein grandioser Spielplatz vor allem in höheren Schwierigkeitsgraden, denn dann lockt steile Lochkletterei, die schon so manchen ins Schwärmen gebracht hat.

Klobenjoch „rechter Wandteil/Südwand“

Sonne satt in bestem, gut abgesichertem Fels.  Am rechten Wandteil – schön südseitig ausgerichtet – wartet beispielsweise mit  „Der fliegende Holländer“ eine der schönsten Routen im sechsten Schwierigkeitsgrad auf euch. Wer dem Winter gebührend Servus sagen will, kann das mit  „Schnee von gestern“: Zwei Seillängen, die erste eine 7c, die zweite eine 7a+, alles schön technisch. Kurz, aber oho und ein perfekter Frühlingsauftakt.

Die Unterarme sind durch? Prima, dann nix wie zur Dalfazalm und Kraft tanken bei  Kaiserschmarren, Knödel & Co. Nach dem Essen sollst du ruhen, was auf der hübschen Sonnenterrasse ganz einfach geht … Wer mag, übernachtet gleich auf der „Dalfaz“, liegt sie doch nur 20 Minuten vom Wandfuß des Klobenjochs entfernt.

Wen es wieder ins Tal zieht: Muskeln lockern und auf den See schauen samt Sundowner  – geht am Besten im Atoll. Zuerst eine Runde in die Sauna und dann ab auf die Terrasse direkt am See und ein bisschen Dolce Vita zelebrieren.

Alle Informationen  zu den Touren und noch viel mehr Routen findet ihr unter www.climbers-paradise.com/klettern-achensee.