Locker-vom-Hocker-foto-christian-pflanzelt | Climbers Paradise
Locker vom Hocker, Foto: Christian- Pflanzelt

Riss-Trilogie – der Traum eines jeden Kletterers

„Pumprisse“, „Tschechenplatte“ und „Locker vom Hocker“: Die drei alpinen Risskletterklassiker im Tiroler Kalk sind der Traum vieler Kletterer. Wir haben die Trilogie dazu – entstanden Anfang September 2020.

von Martin Sieberer

Unser Ziel

Alle drei Routen in drei Tagen klettern, by fair means und onsight. Als Fortbewegungsmittel verwenden wir Bike und Zug. Die Routen befinden sich bis zu 100 Kilometer voneinander entfernt in den drei Gebirgsketten Wetterstein, Karwendel und Wilder Kaiser.

Die Protagonisten

Hannes Hohenwarter und Martin Sieberer aus Tirol. Wir sind beide angehende Bergführer und leidenschaftliche Kletterer. Für dieses außergewöhnliche Projekt müssen einige Faktoren zusammenspielen: unsere körperliche und mentale Fitness, die Verhältnisse in den Wänden und natürlich das Wetter.

Die Trilogie

1. „Locker vom Hocker“, Wetterstein

Anfang September 2020 ist es endlich so weit. Wir starten mit unserer ersten Route im Schüsselkar im Wettersteingebirge. „Locker vom Hocker“ wurde 1981 von Wolfgang Güllich und Kurt Albert erstbegangen und gilt seither als Testpiece für ambitionierte Alpinkletterer.

Ein feiner Riss zieht vom Boden durch den steilen Plattenpanzer und markiert die beinahe cleane 1. Länge. Nach einem kurzen Quergang gilt es eine knackige Plattenstelle zu überwinden, ehe der Weg nach oben frei wird. Wir können die Route onsight klettern. Was für ein Start.

Nach dem Abstieg geht es mit dem Bike knapp 30 Kilometer und 1000 Höhenmeter mitten ins Karwendel zu unserer nächsten Hürde: „Tschechenplatte“.

Locker-vom-Hocker-Martin-im-Vorstieg-foto-christian-pflanzelt | Climbers Paradise
Martin im Vorstieg in „Locker vom Hocker“, Foto: Christian Pflanzelt

2. „Tschechenplatte“, Karwendel

Ein Naturjuwel direkt vor der Haustür, die „Tschechenplatte“. Zu unserem Bedauern ist die Wand feucht und der erste Riss komplett nass. Nach einem weiten Sturz in der ersten schwierigen Länge konzentrieren wir uns auf den roten Punkt. Wir können alle Längen frei klettern, auch wenn wir uns nach dem Ausstieg wie vom Bus überrollt fühlen.

Die Zeit verfliegt und wir sind schon auf dem Weg zu unserem letzten Ziel: die legendären „Pumprisse“ im Wilden Kaiser.

In der 3. Seillänge der Tschechenplatte, Foto: Stefan Filzmoser | Climbers Paradise
Martin im Vorstieg in der 3. Seillänge der „Tschechenplatte“, Foto: Stefan Filzmoser

3. „Pumprisse“, Wilder Kaiser

Mit Bike, Zug und zu Fuß erreichen wir im Zombie-Mode unser Nachtlager nach Sonnenuntergang. Am Morgen stehen wir ausgelaugt von den Strapazen vor unserer letzten Hürde. Die 1. Länge der „Pumprisse“ wird zur Zerreißprobe. Beide testen wir nach weitem Sturz unseren Bomber-Freund N°4. Nach kurzer Verschnaufpause gelingt die Länge und der Weg nach oben ist offen. Den Rest klettern wir onsight und steigen komplett erschöpft, aber überglücklich oben aus.

In-der-Pumprisse-Foto-Stefan-Filmoser | Cimbers Paradise
In der spektakulären Pumprisse, Foto: Stefan Filzmoser

Alle Infos zur Kletterregion Wilder Kaiser findest du hier.