Moosalm, Ötztal. Foto: Simon Schöpf
Moosalm, Ötztal. Foto: Simon Schöpf

5 schöne Kletterspots für den Herbst

Der Herbst, ich muss zugeben, ist neben Frühling, Winter und Sommer definitiv meine absolute Lieblingsjahreszeit. Das ist primär in den sinkenden Temperaturen begründet, endlich vorbei mit der Hitze. Hängt aber auch an den stabilen Hochdruckgebieten, die nach Ende der Gewittersaison oft über Mitteleuropa herrschen. An der unendlich erscheinenden Fernsicht, an der tiefer stehenden Sonne, dem intensivierten Farbspektrum, an den quietschgelben Lärchenwäldern, an den reifen Kastanien, am Morgentau. Einfach an allem.

Nicht umsonst hat sich der Monat Oktober den löblichen Spitznamen „Rocktober“ erarbeitet: Es gibt einfach keine bessere Zeit zum Klettern. Auch der November kann noch ausgesprochen gut und stabil sein, von einer verfrüht beginnenden Winterdepression ist man im Climbers Paradise weit entfernt. Hier eine Auswahl an Klettergärten mit Fokus auf einfache Routen, die im Herbst besonders schön strahlen.

1. Klettergarten Moosalm, Ötztal

Moosalm, Ötztal. Foto: Simon Schöpf
Schwungvoll an der Moosalm, Ötztal. Foto: Simon Schöpf

Nicht, dass dieses idyllische Plätzchen am Fuße des Brunnenkogels weit hinten drin im Ötztal nicht auch zu allen anderen erdenklichen Jahreszeiten schön wäre, aber der Herbst verleiht dem Platzerl eben das gewisse Etwas. Die gelben Frabtupfer der sich langsam verfärbenden Lärchen, die südwestseitige Ausrichtung, die besonders lange Sonne verspricht, die umliegenden Wandermöglichkeiten – hier fühlt man sich wohl. Besonders Familien und Anfänger schätzen diese Wand, auch ein Klettersteig führt inmitten des Klettergartens empor. Und der Granitgneis ist von erlesener Ötztaler Qualität.

Traumhafter Herbsttag im hinteren Ötztal, Moosalm. Foto: Simon Schöpf

2. Klettergärten auf der Steinplatte

Der Herbst und die Steinplatte, ein Traumpaar. Im Frühling oft noch viel Schnee oben, im Sommer sowieso unbarmherzig heiß, im Winter unzugänglich – aber im Herbst, da ist die Steinplatte das vielleicht schönste Klettergebiet weit und breit, viele behaupten sogar überhaupt. Warum?

Herbstklettern an der Waidringer Steinplatte. Foto: Simon Schöpf

Weil man in den südseitig ausgerichteten Plattenpanzern auf 1.700 Meter Seehöhe die perfekten Temperaturen für T-Shirt-Klettern vorfindet, und der Gummi der Schuhsohlen auch auf den Reibungstritten perfekten Grip findet. Weil man von soweit oberhalb der Baumgrenze schier endlos bis in die Hohen Tauern rüberschauen kann. Und weil man auf der Stallenalm nach dem Sonneuntergang noch einen gemütlichen Kaffee trinken kann, bevor man wieder schweren Herzens ins Tal hinunterfährt.

Berühmt ist die Steinplatte für ihre genialen Mehrseillängen-Routen, aber auch die baseclimbs, also die Klettergärten, sind absolut Weltklasse: Beispielsweise der St. Johanner Palven und der Minipalven oder Abramakabra mit ihrem herrlich rauen und wasserzerfressenen Götterkalk. Oder auch der Wintergarten, der trotz seines Namens auf im Herbst hervorragend dasteht und besonders lohnende leichtere Routen bietet.

3. Wilderer Kanzel, Wilder Kaiser

Herbstliche Abendstimmung am Wilden Kaiser. Foto: Simon Schöpf
Herbstliche Abendstimmung am Wilden Kaiser. Foto: Simon Schöpf

Auch am Wilden Kaiser ist der Herbst die absolute Prime Time. Neben dem Top-Mover-Klettergarten Schleierwasserfall ist auch die weniger bekannte Klettergarten an der Wilderer Kanzel durch die südwestseitige Ausrichtug ideal für einen sonnigen Herbsttag geeignet. Hier gibt es auch für Anfänger interessante Touren mit bis zu 25 Meter Länge. Einstellen sollte man sich aber auf einen ausgefüllten Tag, denn mit ein bis eineinhalb Stunden muss man schon rechnen. Dafür wird einem garantiert warm werden, bis man die Wand erreicht – und mit einem auch die wärmenden Sonnenstrahlen. Grandioses und einsames Ambiente ist dafür hier oben zwischen Gaudeamushütte und Kleinem Törl garantiert.

4. Klettergarten Morsbach

Weiter unten im Tal bleiben darf man für den Klettergarten Morsbach im Kufsteinerland. Etwas im Wald versteckt hat man hier trotz sonniger Exposition zum Teil im unteren Bereich der Routen noch Halbschatten, weshalb man nicht den kühlsten Tag des Herbstes wählen sollte – bei angenehmen 15 bis 20 Grad wird man hier aber einen angenehmen Klettertag verbringen können. Nicht zuletzt, weil der Klettergarten eine lange Historie hat und die Routen deshalb schon etwas abgeklettert sind, wird man die kühleren Temperaturen auch in den einfachen Routen zu schätzen wissen.

5. Auf nach oben: Neue leichte Routen im Wetterstein

Klettern am Hinterreintalschrofen Südwand. Foto: Tobias Haller
Klettern am Hinterreintalschrofen Südwand. Foto: Tobias Haller

Das Gebiet rund ums Schüsselkar passt jetzt nicht so ganz in eine Klettergartenliste, darf ich aber trotzdem nicht fehlen: Der Herbst ist für das Mehrweillängenklettern an den rauhen Südwänden einfach die perfekte Jahreszeit! Oft herrschen bis in den November hinein ideale Bedingungen, obwohl man sich hier auf 2.000 Metern bewegt. Solange eben, bis der erste Schnee den alpinen Zustieg erschwert.

Neu eingerichtet wurde im Jahr 2022 von der Region Seefeld – Tirols Hochplateau ein besonders leicht zu erreichendes, anfängerfreundliches Gebiet: In der Hinterreintalschrofen Südwand findet man nun sechs Routen im Schwierigkeitsgrad 4 bis 6, und das in einem unschlagbaren Ambiente. Erreichbar ist der alpine Klettergarten am besten mit dem eBike, mit dem man bis zur Rotmoosalm fährt. Von dort ist man in ca. 30 Minuten bei den Routen.

Klettern am Hinterreintalschrofen Südwand. Foto: Tobias Haller
Der Zustieg am Hinterreintalschrofen: Am besten bequem mit motorunterstütztem Radl! Foto: Tobias Haller