Die 7 besten Bouldergebiete in Tirol

Tirol gilt schon seit Langem als Paradies für Kletterer. Egal ob Sportklettern in den unzähligen Klettergärten, Alpinklettern in der wunderschönen, alpinen Bergwelt oder Bouldern auf den vielen Felsblöcken, verstreut in den tiefen Tälern oder alpinen Landschaften. Kaum eine andere Region vereint auf so engem Raum eine derartige landschaftliche Vielfalt mit erstklassigen Möglichkeiten am Fels. Ob Gneis in hochalpinen Lagen im Silvapark, Kalkformationen eingebettet in den Wäldern von Hoch Imst oder feinster Granit im Zillertal – hier findet man nahezu alles. Neben der sportlichen Herausforderung spielt auch das Naturerlebnis eine zentrale Rolle: Entspannung und Erholung gibt’s überall mit dazu. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die 7 spannendsten Bouldergebiete Tirols.

Was ist Outdoor-Bouldern eigentlich?

Bouldern bedeutet Klettern in Absprunghöhe – ohne Seil und Gurt, dafür mit einer weichen, tragbaren Matte (Crashpad). Während das Indoor-Bouldern in der Halle immer beliebter wird, suchen viele Kletterfans im Sommer den Fels. Draußen bouldern bedeutet: unmittelbare Natur, echtes Gestein, frische Luft – aber auch Verantwortung gegenüber der Umwelt. Ein paar Dinge solltest du beim Outdoor-Bouldern beachten:

Climbing with Respect!

  • Respektiere die Natur: Hinterlasse keinen Müll, halte dich an bestehende Wege und klettere nur in erlaubten Gebieten.

  • Nutze Boulderführer & Topos: Damit du weißt, wo du dich bewegst – und nicht aus Versehen auf privatem Gelände landest.

  • Spotten nicht vergessen: Safety first! Immer mit einem oder mehreren Spottern bouldern, besonders bei höheren Blöcken.

Alpenverein: Sicher Bouldern Outdoor

1. Galtür – Silva Park

Sommer – Sonne – Sonnenschein und heiße Temperaturen im Tal? Dann ist der Silva Park in Galtür als Outdoor-Boulderadresse genau das richtige Ziel für dich, denn auf 1800m Höhe lässt es sich auch an warmen Tagen gut aushalten. 

Am Ende des Patznauntals befindet sich eines der höchstgelegenen Bouldergebiete Tirols & gleichzeitig DAS Sommerbouldergebiet Österreichs, erschlossen von der Tiroler Boulderlegende Bernd Zangerl!Boulderfans aus aller Welt reisen in den Sommermonaten ins Tiroler Hochalpengebiet, um die unzähligen Linien auf dem rauen, hochalpinen Gneis und die coolen Bewegungen selbst spüren zu können.

Die Bouldersaison im Silvapark beginnt meist im Frühjahr, sobald sich der Schnee in der Höhenlage verabschiedet hat, die Skisaison beendet ist und die Blöcke gut erreichbar sind. Besonders an heißen Sommertagen verziehen sich viele Boulderfans in die Höhe, denn aufgrund der hohen Lage herrschen hier auch bei extremen Hitzewellen im Tal brauchbare Bedingungen. Die hohe Lage und der Wind in dieser Höhe lassen einige Blöcke auch nach Regentagen recht schnell auftrocknen. Über 445 Linien, verteilt auf 195 Boulderblöcke und 14 Sektoren in den Schwierigkeiten 4c–8c – alle eingebettet in grünen Almwiesen – ein Spielplatz für Boulderenthusiasten! Hier sollte jeder, egal ob Anfänger oder Profi, ob groß oder klein, ob Highballfanatiker, Überhangjunky oder Plattenfuchs, glücklich werden und das perfekte Projekt für sich finden. 

Der Sektor „Sekten“ ist am schnellsten zu erreichen, der Schwerpunkt hier liegt ca. bei 7a+. Im Sektor „Super-Crack“ findet sich eine Vielzahl an Linien im mittleren Schwierigkeitsgrad. Hier steht der vermutlich fotogenste Block schlecht hin. „Fotoblock, 6a“ ist dem ein oder anderen bestimmt schon mal auf Social Media untergekommen. Der Sektor „Palm Beach“ – im Meer aus Felsen findet sich unter anderem eine der schwersten Boulderprobleme der Welt. „Momentum, 8c“ lässt mit Sicherheit einige Boulder an Träume glauben. Doch keine Angst, es finden sich auch viele deutlich einfachere, aber ebenso schöne Linien. Und das waren nur drei der insgesamt 14 Sektoren. 

Wer das Bergpanorama nicht nur tagsüber, sondern auch den Sternenhimmel aus dem Camper bestaunen möchte, kann an der Ballunspitzbahn-Talstation gegen eine kleine Gebühr und unter der Einhaltung der dort vorherrschenden Regeln übernachten und seine noch offenen Boulderprojekte am zweiten Tag erneut probieren. Die Anzahl an Campern ist beschränkt und kann im Vorfeld online eingesehen werden und der eigene Platz gegebenenfalls reserviert werden.

2. Mandlers Boden (Pitztal)

Du möchtest sanft ins Outdoor-Bouldern eintauchen? In Mandlers Boden bei Ritzenried im Pitztal ist genau das möglich. Eingebettet in einen kleinen Wald liegt eine offene Wiese, umgeben von rund 55 kompakten, rauen Blöcken. Auf den Blöcken verteilt findet man ca. 180 Boulderprobleme in den Schwierigkeitsgraden 3a bis 8a, wobei die einfachen Linien überwiegen – ideal also für AnfängerInnen, Familien mit Kindern und alle, die entspannt in die Welt des Outdoor-Boulderns starten wollen.

Die Atmosphäre ist ruhig. Eine Holzbank und ein Tisch inmitten der Wiese laden zum Verweilen und Jausnen ein, während sich die Grünflächen drumherum bestens zum Spielen, Liegen oder Sonne tanken eignen. Vor allem Kinder kommen hier auf ihre Kosten – mit einfachen, kindgerechten Linien wie „Spaziergang, 3“, „Ameisenbaby, 3“ oder „Fida, 3“ können sie erste Erfolgserlebnisse sammeln. Das Gebiet bietet überwiegend leichte bis mittlere Boulder (viele im Bereich bis 5+ – 6b+), aber auch auf fortgeschrittene BouldererInnen warten spannende Herausforderungen : „Son Goku, 7c“, „Virgin Crack, 7b“, „Marlis & Benni, 7a“ oder die schwerste Linie im Gebiet „Joker, 8a“ warten darauf, geklettert zu werden. Da viele Blöcke im Schatten liegen, trocknen sie nach längeren Regenperioden eher langsam. Trotzdem lohnt sich ein Besuch – besonders an sonnigen Tagen oder nach längeren Trockenphasen.

Für den kulinarischen Ausklang gibt es je nach Richtung zwei gute Adressen: talauswärts bietet der Pitzpark leckere Kuchen, Kaffee und herzhafte Speisen. Taleinwärts lohnt sich ein Abstecher ins Siglu in Mandarfen – perfekt, um den Bouldertag gemütlich ausklingen zu lassen.

3. Bouldergebiet Höll (Kaunertal)

Klingt höllisch – ist aber himmlisch schön! Die „Höll“ liegt direkt am Ufer der Fagge hinter dem Gemeindebauhof und bietet zahlreiche Boulder in allen Schwierigkeitsgraden. Das Gebiet ist sehr familienfreundlich, die Blöcke liegen verteilt mit jeder Menge Platz zum Spotten, Picknicken und Spielen im Wald. Einige der Boulder stehen eingebettet zwischen Bäumen, andere wiederum sind recht frei in sonniger Lage, wodurch sich für jede Wetter- und Temperatursituation der passende Boulder finden lässt. Aufgrund der hohen Lage ist die Höll speziell in den wärmeren Monaten zu empfehlen. Eine Hängematte solle mittlerweile schon zur Standardausrüstung beim Bouldern gehören – passende Plätze zum Aufhängen gibt es zur Genüge.

Ein Tipp zum Abschluss: Auf dem Rückweg lohnt sich ein kurzer Halt bei der Sauerbrunn-Quelle hinter dem Ortszentrum von Prutz. Dort sprudelt natürliches, leicht kohlensäurehaltiges Wasser – genau das Richtige zur Erfrischung nach einem aktiven Tag am Fels. Und wer Lust auf etwas Süßes hat, wird bei Dave’s Café & Bar fündig: Kaffee und Kuchen sorgen für einen gemütlichen Ausklang.

4. Reithle (Hoch-Imst) & Bouldergebiet U-Alm (Hoch-Imst)

Die beiden Bouldergebiete Reithle und U-Alm in Hoch-Imst liegen nicht weit voneinander entfernt. Mit viel Haut an den Fingern, großer Motivation und viel Jause im Rucksack lassen sich die beiden Gebiete wunderbar miteinander verbinden. So sieht man gleich doppelt so viel an einem Tag – wenn das nicht nach einem gelungenen Bouldertag klingt! 

Das Bouldergebiet Reithle – ca. 30 spannende Boulderprobleme an niederen Wänden zwischen 5a und 8a punkten mit hochwertigem Kalk, einer ruhigen Atmosphäre im lichten Bergwald und deutlich älter als der Nachbar. Aufgrund der hohen Lage bietet sich das Gebiet eher in den wärmeren Monaten an. Die warmen Monate im Frühling und Herbst sind perfekt. Gute Bedingungen für Send-Gos und dennoch angenehme Temperaturen zum Entspannen zwischen den Versuchen. Wer nicht mit leeren Händen nach Hause gehen möchte, kann beim Zustieg Ausschau nach den kleinen, gelb-orange leuchtenden Dingern, auch Pfifferlinge oder bei uns „Eierschwammle“ genannt, halten, denn die Umgebung um die Boulder rundherum macht dem Namen Schwammlewald alle Ehre. Hängematte nicht vergessen, auch im Reithle findet sich mit Sicherheit der perfekte Platz zum Abhängen in der Matte. 

Das Bouldergbiet „U-Alm“ oder „Hualigeck“ genannt, liegt etwas oberhalb vom Reithle, nur wenige Minuten unterhalb der Untermarkter Alm. Ein kleines, aber feines Gebiet mit wenigen, aber doch abwechslungsreichen Bouldern in herrlicher Lage. Die 15 Boulderprobleme verteilen sich auf 6 Blöcke und erstrecken sich über Schwierigkeiten von 5a bis 8a. Ideal für eine kurze Session nach dem Wandern, als Kletter-Add-on zum Familienausflug oder in Kombination mit dem Gebiet Reithle. Leisten, Löcher, kleine Risse oder auch Wasserrille, egal was man präferiert, hier findet man alles! Nur Angst vor Zuschauern darf keine mitbringen, es kann nämlich gut und gerne sein, dass Kühe einem beim Bouldern zur Seite stehen. 

Für beide Gebiete gibt es 2 Anreisemöglichkeiten. Wer gerne wandert und Höhenmeter zu Fuß sammelt, kann vom Parkplatz Hoch-Imst den Weg an der Rodelbahn bergaufwärts zu Fuß antreten. In etwa 35 Minuten erreicht man Reithle, das Gebiet U-Alm in etwa 45 Minuten. Alternativ bietet die Imster Bergbahn die Möglichkeit, einige Höhenmeter zu sparen: Mit der Gondel geht es bequem hinauf zur Mittelstation (U-Alm). Von dort entlang der Rodelbahn bis zum Gebiet „U-Alm“ etwa 10 Minuten absteigen. Wer zum Reithle möchte, sollte von der Mittelstation etwa 20 bis 25 Minuten Gehzeit einplanen. 

Die Kraft ist am Ende und die Haut an den Fingerspitzen nicht mehr da? Wer den Tag mit einem weiteren Highlight abschließen möchte, kann die Rückkehr ins Tal mit dem Alpin-Coaster antreten. Hierfür zur Mittelstation (U-Alm) aufsteigen. Die eventuelle Wartezeit für die Abfahrt kann mit einer kleinen Stärkung auf der U-Alm überbrückt werden – der hausgemachte Apfelstrudel sowie der Kaiserschmarren dort sind sehr zu empfehlen. 

Tipp 🡪 Für alle Boulderbegeisterten ohne eigene Crashpads bietet die Region einen kostenlosen Crashpadverleih an der Untermarker Alm. 

5. Ginzling Wald

Das Zillertal wird nicht ohne Grund oft als das „Mekka“ für Boulderenthusiasten bezeichnet. Das Tal ist mittlerweile weit über die Landesgrenze hinaus als Paradies für Kletterer bekannt. Nicht nur Sport- oder Alpinkletterer, auch Boulderer aus internationalem Publikum reisen jährlich nach Tirol, um den Granit im „Chillertal“ selbst unter den Fingern zu spüren.

Das Bouldergebiet Ginzling Wald ist das älteste Gebiet im Tal. Der kurze Zustieg, die angenehme Lage direkt hinterm Dorf und ca. 100 Linien in allen Schwierigkeitsgraden machen den Wald zu einem echten Boulderhighlight in der Umgebung. Von 3c bis 8b+ ist alles vertreten und gleichzeitig auch lohnend zu bouldern, denn auch die Linien im unteren Schwierigkeitsgrad fordern schöne Bewegungen ab. Das Frühjahr und der langsam verschwindende Schnee geben den Startschuss in die Saison des Gebiets – Daunenjacke, Mütze und Handschuhe im Frühjahr sollten dennoch Teil der Standardausrüstung sein, denn in der Früh oder sobald die Sonne am Nachmittag verschwindet, kann es schon recht frisch werden. Prime Conditions findet man meist im Frühling und Herbst. Die heißen Sommermonate sind für die meisten Boulder zu heiß, denn trotz der schattigen Lage im Wald kann es etwas warm werden. Wer auf eine umweltfreundlichere Anreise zurückgreifen möchte, kann von Jenbach bis Mayrhofen mit der „Zilli“, der Zillertalbahn, und von dort aus weiter mit dem Bus Richtung Schlegeisspeicher fahren. Von der Haltestelle Ginzling Dorf erreicht man das Bouldergebiet in gerade einmal 5 Minuten. Für die Anreise mit Öffis sollte jedoch etwas Zeit mit eingeplant werden, diese wird aber mit der schönen Aussicht während der Fahrt ins Tal belohnt. Alternativ befinden sich kostenpflichtige Parkplätze direkt im Dorf. 

Lust auf ein chilliges Kletterwochen im Zillertal? Da man unzählige weitere Kletteroptionen in unmittelbarer Umgebung findet, lässt sich der Bouldertag in Ginzling Wald wunderbar mit anderen Gebieten verbinden. Die Nacht kann man gegen eine Gebühr am Campingplatz etwas taleinwärts zwischen Ginzling und dem Gasthof Breitlahner verbringen. 

6. Kaseler Alm im Zillertal

Wer am Campingplatz Kaseler übernachtet, für den ist das Bouldergebiet Kasseler Alm beim Aufwachen fast in Sichtweite. Besonders in den Sommermonaten gehört das Gebiet mit zu den beliebtesten im Tal und das, obwohl es bei einigen Linien untertags recht schnell recht warm werden kann. Etwa 5km hinter Ginzling gelegen, findet man mit kurzem Zustieg und in flachem Gelände dicht beisammen liegende Blöcke, 20 Stück an der Zahl, mit über 100 Bouldern in verschiedensten Schwierigkeiten. Bei einem kleinen Sommerregen am Vortag kann es gut sein, dass einige Blöcke aufgrund der ganztags schattigen Ausrichtung nass bleiben. Wer jedoch keine speziellen Boulderprobleme in Aussicht hat, wird auf jeden Fall auch trotz kleinem Sommerregen am Tag zuvor fündig werden. „Distance, 7a“, „Entfernt, 7a“, „Country Dump, 6b+“ und „Außa fun Loch, 6c+“ sind sehr zu empfehlen. Handtuch und Badehose einpacken – eine kleine Abkühlung nach einem gelungenen Bouldertag im Zemmbach direkt nebenan gibt’s noch obendrauf. Alle, die auf etwas mehr Komfort stehen, können sich als Erfrischung eine Dusche beim Campingplatz gönnen. 

7. Breitlahner Wald

Ein weiterer Klassiker im Zillertal – das Bouldergebiet Breitlahner Wald am Zemmgrund auf etwa 1300 Metern. Zwischen der Breitlahner und der Berliner Hütte findet man auf 1300 hm über 90 Boulderprobleme – ein echtes Boulderparadies für all jene, welche sich im Sweetspotbereich 6b und 7b wohlfühlen. Doch man findet dort auch einfachere sowie anspruchsvollere Linien – von 5c bis 8a+ ist alles vertreten. 

Das Bouldergebiet Breitlahner Wald erreicht man ja nach angepeiltem Block in etwa 10–20 Minuten. Der Zustieg vom Parkplatz beim Gasthaus Breitlahner folgt aufwärts über den Forstweg Richtung Berliner Hütte. Nach wenigen Kurven bei der Brücke biegt man rechts ab und folgt den angetretenen Pfaden zu den Boulderblöcken. Angekommen bei „Adonis“ findet man die restlichen Blöcke, den Trampelpfaden folgend, auf der rechten Seite des Weges. 

Das Absprunggelände beim Großteil der Blöcke ist recht eben und lässt sich gut absichern, wobei die Boulderblöcke recht verblockt im Wald verteilt und daher weniger familien- und kinderfreundlich sind. Echte Klassiker im Gebiet sind „Das Auge des Waldes, 6b+“, „Noice code, 7a“, „Adonis, 7c+“ und „El Gauhara, 8a“. Besonders der letztgenannte Boulder ist weit über das Tal hinaus bekannt. Kein Wunder, denn der majestätische Block ist ein echter Eyecatcher, den viele gerne von ihrer „To-Boulder-Liste“ abhaken würden. Trotz der gefällten Bäume und dem nun etwas kahlen Wald rundherum immer noch magisch! 

Der Breitlahner Wald ist vor allem im Sommer eine gute Adresse, denn durch die recht hohe Lage im Wald weht meistens ein angenehmer Wind und man findet fast immer brauchbare Bedingungen vor. Für den besten Grip ist jedoch die Übergangszeit zu empfehlen. Über die letzten Jahre ist das Gebiet immer mehr mit dem angrenzenden Bouldergebiet „Klausenalm“ zusammengewachsen. Wer mit den 90 Linien zu wenig bedient ist, findet bei der Klausenalm, nur wenige Gehminuten weiter, eine tolle Erweiterung mit ebenso spannenden Linien.