Und wieder das alljährliche Dilemma: Die Gipfel oben noch schneereich weiß, das Tal unten schon saftig grün. Jeden Tag aufs Neue muss man sich entscheiden: Noch eine Firnskitour oder doch schon im T-Shirt an den Fels? Wobei „Dilemma“ natürlich auch als Luxusproblemchen für Übermotivierte beschrieben werden könnte. Aber das sei mal dahingestellt, die Ferienregion TirolWest bietet für südseitiges, talnahes Frühlingsklettern geradezu verschwenderisch viel sonnengeküssten Fels. Also: Ski in den Keller stapeln, Seil in den Rucksack stopfen!
Mehrseillängen in TirolWest

Hat man diese erste Entscheidung dann getroffen, folgt schon gleich die nächste. Einfachseil oder Doppelseil, sprich: Sportklettergarten oder Mehrseillänge? Auch dies will wohlüberlegt sein, denn mit der Burschlwand thront über Zams ein perfekter Einsteigerfels für die ersten fliegenden Vorstiegswechsel der jungen Saison. Kurzer Zustieg, Topo am Parkplatz, üppig Bohrhaken in Plaisir-Abständen. Nur bei der Routendichte muss man aufpassen, dass man nicht mal versehentlich in die Nachbarroute einfädelt. Wobei, eigentlich auch egal, weil die meisten Linien hier ähnlich schön sind. Ob Papilion (6+), Donna Dolores (6+) oder die Gelbe Kante (7), alles wunderbar-stressfreie Genussmeter in der Senkrechten. Oben angelangt, kann bequem über den Wanderweg abgestiegen werden, am Parkplatz wartet dann das Würstlstandl zur Belohnung.
Sportklettergarten in TirolWest

Und wer erstmal doch lieber mehr in Bodennähe bleibt: Sonnenseitige Klettermeter im Einseillängenformat findet man bei Starkenbach mehr, als man in zehn Frühlingssaisonen klettern könnte. Der „Affenhimmel“, wie der Klettergarten Starkenbach oft auch genannt wird, ist wahrlich ein solcher: mit mehr als 300 Routen in großteils superfestem Kalk gehört das Gebiet zu den größten im Tiroler Oberland. Ob kurze, leichte Routen im Sektor „Inunsien“ oder richtig lange Ausdauerhämmer „im Reich der Schwalben“, ob geneigte Platte oder technisch anspruchsvolle Wandkletterei, der Affenhimmel bietet für alle was. Und spätestens wenn man im Sektor direkt am Inn in der grenzwertig warmen Mittagssonne zwischen den Routen die geschundenen Füße in das kühle Nass hängt, spätestens dann wird man mit der Entscheidung vollends glücklich sein und seine Skitourenschuhe kein bisschen vermissen.
Drei Tipps zum Klettern in der Ferienregion TirolWest
1. Burschlwand

Ideal für unbeschwertes Mehrseillängenklettern in mittleren Schwierigkeitsgraden ist das Klettergebiet Burschlwand. Immer gut abgesichert, sehr viel im sechsten Grad, bequemer Zu- und Abstieg. Aufgrund der niedrigen Lage direkt im Inntal über Zams kann man hier schon sehr früh mit dem Doppelseil anreisen, sobald der Schnee weg ist, kann’s losgehen!
2. Starkenbach

Ein wunderbarer Klettergarten mit kurzem Zustieg, sonnseitiger Ausrichtung und großem Routenaufgebot ist der
„Affenhimmel“, das Klettergebiet Starkenbach. Einzig die nahe Inntalautobahn würde man sich noch wegwünschen. Die Hauptsektoren sind ein ideales Ziel für den Frühling und Herbst, im Sommer wird es hier einen wohl „rausgrillen“. Etwas abseits und charakterlich verschieden ist der Sektor „Herbstwind“, hier dominieren stark überhängende Routen in den oberen Schwierigkeitsgraden, sehr zu empfehlen!
3. Steinseehütte

Wenn’s dann im Tal unten endgültig zu heiß wird: Ein tolles Ziel für die ersten Schritte im alpinen Gelände ist das Klettergebiet Steinseehütte. Viele leichte Routen auf gut 2.300 Metern ergeben ein ideales Sommerziel. Das Ambiente ist umwerfend, die Steinseehütte (2.061 m) mitsamt dem Hüttenwirt Burkhard „Buggy“ Reich ein echtes Unikat und ein toller Stützpunkt für mehrere Tage in der Höhe.