„Mehr ist mehr“, lautet das Motto im Tiroler Westen. Es locken mehr als 300 Sportkletterrouten, unzählige Mehrseillängentouren, Klettersteige und Boulderblöcke. Und weil alles so schön auf Tal und Gebirge verteilt ist, kann nahezu das ganze Jahr irgendwo geklettert werden.
Die Ferienregion Tirol West, ein malerischer Winkel in Tirol zwischen Imst und Landeck, innabwärts gelegen, hat sich bereits vor Jahren einen Namen in der Kletterszene gemacht. Schon allein der berühmt-berüchtigte „Affenhimmel“ lockt jedes Jahr Kletterenthusiastinnen und Kletterenthusiasten an, um ein paar der legendären und gleichermaßen bretthart-bewerteten Routen zu meistern. Der Tiroler Westen bietet aber nicht nur ambitionierten Kletterfans eine riesige Spielwiese an fantastischen Möglichkeiten, sondern auch die Genuss-Kletterer unter euch kommen hier voll auf ihre Kosten, beispielsweise bei den vielen sorgfältig eingebohrten Sportkletterrouten an der Steinseehütte.
Apropos Genuss: Die Region bietet mit seinen Gemeinden Tobadill, Stanz, Fließ und Grins definitiv auch einen Augenschmaus samt interessanter Geschichte und imposanten Bauwerken. Oder wusstet ihr, dass im Dörfchen Tobadill auf 1.136 Metern Höhe gleich zwei bemerkenswerte Bauwerke Tirols stehen? Nein? Dann wird das Geheimnis an dieser Stelle gern gelüftet: In Tobadill stehen die 86 Meter hohe Trisannabrücke und das Schloss Wiesberg. Letzteres thront majestätisch hoch über dem Eingang ins Paznaun- und Stanzertal. Richtig romantisch wird es hingegen im Ort Grins. Die Römer herrschten hier lange Zeit und schufen mit den von ihnen erbauten Häusern einen rätoromanischen Dorfcharakter, der bis heute nichts von seinem Charme eingebüßt hat. Noch mehr Römerzeit lässt sich in der Gemeinde Fließ entdecken. Das Dorf liegt im Dreiländereck Österreich-Schweiz-Italien, direkt an der Via Claudia Augusta. An einem herrlichen Sonnenhang sind die hübschen Bauernhäuser weit verstreut inmitten des Naturparks Kaunergrat. Aber auch die Bezirkshauptstadt Landeck mit der gleichnamigen Burg ist definitiv einen Abstecher wert, genauso wie Stanz, das als erstes Brennerei-Dorf Österreichs vor allem bei SchnapskennerInnen ganz hoch im Kurs steht.
Und wer jetzt denkt, dass in dieser Climbers-Paradise-Region ausschließlich im Tal geklettert wird, der liegt falsch. Denn die Steinseehütte, die mit viel Liebe und Herzblut von Jutta und Buggy Reich geführt wird, krönt die Region mit einem echten hochalpinen Kletterjuwel. Der Westen bietet mehr: mehr Kletterrouten, mehr abwechslungsreiches Ambiente samt Kultur und Kulinarik.
„Affenhimmel“, Foto: Michael Meisl
Starkenbach: zwischen „Affenhimmel“ und dem „Reich der Schwalben“
Der mächtige Kalkriegel lockt mit steiler Wandkletterei seit den 1990er-Jahren Kletterinnen und Kletterer an. Schnell hat sich nach der Erschließung herumgesprochen, dass hier auch an sonnigen Wintertagen gekraxelt werden kann – ein Segen, weil man dann nicht immer in den Süden aufbrechen muss, um ein paar Züge am Fels absolvieren zu können. Bei Insidern ist der Klettergarten als „Affenhimmel“ bekannt, wobei eigentlich nur ein Sektor diesen kreativen Namen trägt. Aber ein Kletterparadies ist Starkenbach mit seinen über 300 Routen, dem perfekten Kalkgestein und seiner südseitigen Lage auf jeden Fall! Ebenfalls ein Glücksgriff: Die Sektoren sind alle miteinander verbunden und so kann man bequem über ein Felsband vom bereits zitierten Sektor „Affenhimmel“ zum Bereich „Zauberlehrling“ wechseln. Ein Bereich trägt den schönen Namen „Im Reich der Schwalben“ – fehlt eigentlich nur noch „Das Reich der Schmetterlinge“, denn die flattern hier ab dem Frühsommer in großer Zahl munter neben den Kletternden her oder lassen sich auch mal ein paar Meter mit nach oben tragen, nur um dann im Sturzflug wieder die Ausgangsposition am Einstiegsband anzusteuern. Die Aussicht fällt auf den grünschimmernden Inn, der hier breit und träge Richtung Innsbruck fließt. Die Autobahn lässt sich dank sonorem Rauschen ganz gut ausblenden. Helm nicht vergessen, genauso wie Sonnencreme und ausreichend Getränke. Im Sommer ist, wegen der südseitigen Ausrichtung, der Fels tagsüber zu heiß.

Klettersteig Galugg: kurz, knackig, mit Innblick
Kletterruhetag, aber ganz ohne Bewegung geht es nicht? Wie wäre es mit dem Galugg Klettersteig? Er ist kurz und rassig und bietet einen schönen Ausblick auf den Talkessel von Landeck und auf den Inn. Los geht es in Zams, der Zustieg ist mit drei Minuten durchaus überschaubar. Nach 45 Minuten hat man den Ausstieg des mit B/C bewerteten Klettersteigs schon wieder erreicht. Eine Bank lädt zum Verweilen und zum Bestaunen des Panoramas ein. Ein echtes Aktiv-Ruhetag-Programm.

Sommerfrische auf der Steinseehütte: Klettern und Baden in Balance
Wenn im Sommer die Temperaturen nach oben klettern und sich ein beständiges Hoch ausbreitet, steigt man am besten zur Steinseehütte auf und genießt die kühlere Bergluft auf über 2.000 Metern Höhe. Die Steinseehütte liegt, malerisch eingebettet, inmitten eines gewaltigen Gebirgskessels auf 2.069 Metern Höhe. Die gut 800 Höhenmeter Aufstieg sind in 2 bis 2,5 Stunden geschafft. Da darf man sich, oben angekommen, mit gutem Gewissen erst einmal bei Getränk und Jause auf der Hüttenterrasse stärken. Die Klettergärten und die moderaten Alpinrouten liegen hübsch verteilt alle oberhalb der Hütte und sind jeweils in ca. 40 Minuten Fußmarsch erreichbar. Zum Abkühlen empfiehlt sich am Nachmittag ein kühles Bad im Steinsee, den die Hüttengäste quasi mit „Exklusiv-Baderechten“ für sich beanspruchen. Die Kletterregion Steinseehütte ist übrigens ideal für Paare und Genusskletterer geeignet. Ist hier doch ein kleines Paradies sowohl für moderate Alpinrouten als auch perfekt eingebohrte Sportklettertouren. Letzteres eignet sich ideal für erste Vorstiegsversuche oder für den Wechsel vom Hallenklettern an den Felsen.

Einen Überblick zu den Alpinrouten im Steinsee-Gebiet findest du hier. Für weiterführende Fragen oder zur Tourenplanung steht aber auch Buggy Reich, Hüttenwirt und erfahrener Bergführer, gern zur Seite.
Eine Übersicht zu allen Klettermöglichkeiten in der Ferienregion West gibt es natürlich auf Climbers Paradise – Ferienregion Tirol West.
After-Climb und Kulinarik
Steinseehütte: Hüttenwirtin Jutta ist die Chefin der Küche und verwöhnt seit vielen Jahren ihre Gäste, beispielsweise mit dem hausgemachten Kräuterpesto. Die darin verwendeten Kräuter sammelt sie selbst. Zu Trinken empfiehlt sich entweder ein Almdudler oder ein Glas „Karabiner rot“, einem selbst kreierten Wein aus der Zweigelttraube. Die Kletterszene trifft sich auch in der Steinseealm und am Tramser Weiher. Kulinarisch empfiehlt sich ein Mini-Kulinarik-Roadtrip einmal durch die Region, denn da wären Gasthof Gemse und Hotel Jägerhof in Zams, der Gasthof Löwen in Landeck, der Gasthof Alpenblick in Tobadil, der Dorfwirt in Stanz und die Gogles Alm in Fließ, um nur einige gute Lokale zu nennen.
Alles, außer klettern
Die Ferienregion Tirol West ist ein Wassersport-Hotspot: Vorneweg lockt der Inn zum Rafting und die vielen Schluchten rundherum zum Canyoning. Ebenfalls ein Muss ist der Besuch des „Zammer Lochputz“. Die Felsformation der Schluchtenlandschaft ähnelt einem Stierkopf, dem „Lochputz“. Er wacht, der Sage nach, über die versteinerte Wassernymphe beim 40 Meter hohen Lötzer-Wasserfall. Auch sehr interessant und mit einer Wanderung kombinierbar: Der Naturpark Kaunergrat mit seinen zahlreichen Themenwegen und bewirtschafteten Almen. Oder wer mag, wandert ab Zams auf einer Etappe des Europäischen Fernwanderweges E5 oder absolviert eine Bike-Etappe auf der Via Claudia. Auch zahlreiche Museen – etwa im Schloss Landeck oder in Fließ – können besucht werden.
Übernachten
Entweder auf der Steinseehütte oder in den Gasthöfen, Pensionen, Ferienwohnungen und Hotels im Tal. Oder wie wäre es mit Urlaub am Bauernhof?
Tirol West Card
Wer in der Region übernachtet, bekommt die Tirol West Card. Mit ihr ist der Eintritt in die Museen der Region gratis. Zudem gibt es freien Eintritt in Freibädern und freien Zugang zum Zammer Lochputz. Auch die regionalen Buslinien können damit kostenlos genutzt werden.